Am 30.6.2023 bekamen wir die Möglichkeit im Rahmen der Spendenübergabe der Benefizveranstaltung „digital wird real“ das im März 2023 erst eröffnete Kinderhospiz in Bamberg zu besuchen und zu besichtigen.
Der erste Eindruck war schon überwältigend. Lichtdurchflutete Flure. Helle Farben mit diversen Farbklecksen. Am Eingang sieht man Sterne mit den Namen der Kinder, die aktuell Gast im Hospiz sind.
Frau Groh nahm uns mit in ihren Kreativraum und erzählte uns über die Arbeit im Allgemeinen im Hospiz und was ihr Schwerpunkt ist. Sie gestaltet zu Beginn mit den Eltern und Geschwisterkindern einen Stern aus Holz, der einen über die gesamte Zeit immer wieder begleitet.
Der Unterschied zu einem Hospiz für Erwachsene besteht im Grundgedanken. Hier kommen die Familien nicht ausschließlich für den letzten Weg her. Sie haben 28 Tage im Jahr Anspruch (was wir schon als sehr wenig empfinden) ein Recht auf eine „Auszeit“. Hier können sie mal durchatmen, durchschlafen, die Seele baumeln lassen, mal an sich denken. Die Pflege den Fachkräften für eine kurze Zeit überlassen. Denn oft haben sie eine 24/7 Pflege zu stemmen. Leider werden die Kosten für den Aufenthalt für Eltern und Geschwister nicht übernommen von einem Träger, das wird aus Spenden finanziert oder von den Eltern, sofern sie das können.
Auch im Kinderhospiz macht die Endlichkeit keinen Stopp. Die Kinder und ihre Familien können hier in einem sehr angenehmen Ambiente mit viel Liebe und unterstützender Begleitung den letzten Weg angehen. Viele gehen nach Hause, einige brauchen den Halt von Außen. Die zu Beginn gestalteten Sterne werden bei dem Tod eines Kindes mit einem Stab versehen, welcher auch noch geschmückt werden kann und kommen in den hauseigenen Garten. Da Holz bekanntlich verwittert, wird dort dann zu gegebener Zeit ein Stein gesetzt.
Der Garten befindet sich noch in der Gestaltung, wir sind uns sicher, hier wird eine genauso tolle Oase zum Innehalten, aber auch Spielen für die Gäste sein.
Das Kinderhospiz in Bamberg bietet auch Tageshospizplätze an. Eine Besonderheit.
Uns wurden die einzelnen Räume gezeigt, ein Musikzimmer, eine „Schule“ wird eingerichtet, denn auch die Kinder wollen Alltag und Lernen. Spielzimmer, Gästezimmer, das große geräumige Bad mit Badewanne und allem was einem die Pflege erleichtert. Die Zimmer sind mit soviel Liebe eingerichtet. Man spürt diese Leichtigkeit, das Gefühl hier bewegt sich was, hier kann ich zur Ruhe kommen, mein Kind ist gut versorgt. Ein Balkon der ums Gebäude verläuft, ist mit einzelnen Strandkörben bei jedem Zimmer ausgestattet, Blickrichtung gen Sonnenuntergang.
Es gibt einen Raum der Wünsche. Mit Wasserbett, verschiedenen Sitzmöglichkeiten und ganz viel Lichtelementen. Diskokugel, Wassersäulen….
Am Ende des Flures kommt man in den Raum der Stille. Hier besteht bis zu 3 Tage die Möglichkeit sein Kind noch bei sich zu haben, Abschied nehmen zu können. Eine spezielle Liege, die gekühlt werden kann, macht das möglich. Dieser Raum strahlt eine ganz besondere Atmosphäre aus. Kennt Ihr das Gefühl von inneren Frieden? Wenn man sich richtig geerdet fühlt? Angekommen? Alles andere außen herum ist einfach nur unwichtig? Man ist im Hier und Jetzt und hat Zeit zum Innehalten, um die kleinsten Details in sich aufsaugen zu können? Erinnerungen schaffen für die Ewigkeit?
Abschied nehmen ist wichtig für die Trauerarbeit. Leider geschieht es in Deutschland immer noch zu häufig, dass es keine angemessene Zeit gibt, um Abschied nehmen zu können. Wie oft werden Sternenkinder den Eltern entrissen, weil man das einem nicht zumuten kann. Wer entscheidet das bitte? Die Eltern! Niemand anderes! Kein anderer Mensch hat das Recht zu bestimmen, wie lange man sein Kind bei sich haben möchte. Es gibt einen Rahmen, in dem das möglich ist und diese Zeit sollte jedem gegeben werden. Man muss das Endliche begreifen können, anfassen, realisieren, visualisieren, verstehen.
Das Kinderhospiz Sternenzelt hat Platz für 12 Gäste und ihre Familien. Sie würden so gerne mehr machen. Aktuell können sie maximal 3 Kinder zeitgleich aufnehmen, denn das Pflegepersonal fehlt. Es können Kinder bis zu einem Alter von 28 Jahren im Hospiz aufgenommen werden.
Im Flur findet man auch noch einen Wünsche“baum“ dort sind Karten zu finden. Gutscheine für Drogerien, Gaststätten und viele andere Dinge, die den Eltern Ihren Aufenthalt unbeschwerter machen. Denn der Alltag ist erschwert genug.
Zum Abschluss gab es ein Gruppenfoto (wir hatten noch ein paar Decken dabei, denn diese hatte sich Frau Groh bei der Benefizveranstaltung gewünscht). Wir sind gerade voll mit so vielen Emotionen und Eindrücken und Ideen, wie wir ein kleines bisschen helfen können.
Ein Dankeschön an Bianca, für diese tolle Aktion! Ein Danke an Frau Groh und den anderen Mitarbeitern für die Möglichkeit mal hinter die Kulissen blicken zu können. Man nimmt sehr viel mit nach Hause. Und überdenkt so einiges im Alltag anders. Denn vieles ist nicht selbstverständlich.
Und wieder wurde deutlich, das Wichtigste im Leben ist Zeit. Zeit und Liebe, die man geben kann. Sie kostet nichts und gibt einem soviel mehr als alle käuflichen Güter dieser Welt.
sternenkinderfranken.com 